Freitag, 13. März 2009

Homosapiens Watching

Ich finde ja Mittagessen etwas tolles. Erstens handelt es sich um die Beschäftigung Essen, wie der Name ja schon ausdrückt. Zweitens ist es eine hervorragende Möglichkeit der Homosapiens in seiner freien Wildbahn zu beobachten. Mein Lieblings Beobachtungsplatz ist das Coop oder Migros Restaurant. Nirgends kann man die Vielfalt der Art Homosapiens besser betrachten als dort. Hier einmal eine Zusammenstellung der verschiedenen Arten:


Der Schnabbler

Ein harmloser aber durchaus amüsanter Zeitgenosse. Bei der Essensausgabe ist er merklich nervös, da er nicht sicher ist, ob die Portion für ihn auch gross genug ist. Hat er diesen kritischen Punkt jedoch hinter sich, hält ihn nichts mehr auf und er steuert zum erst besten Platz. Sobald er sich niedergelassen hat, gibts keine Halt mehr, er hebt den Kopf erst wieder wenn der Teller leer ist und der Magen voll. Ein besonderes Merkmal sind die Essensüberresten am Hemd.


Der Schwatzer

Diese Spezies ist besonders Unterhaltsam und das nicht nur für die Tischnachbaren sondern das ganze Restaurant. Was sie für Nahrung zu sich nehmen ist eigentlich egal, meistens essen sie eh nicht viel da sie ja damit beschäftigt sind ohne Unterbruch alle Anderen mit ihrem Geschwätz über näbensächliche Dingen zu belästigen. Ein beliebtes Gesprächsthema ist das Rheuma von Einem Kollege der Kollegin oder warum die Finanzkrise Einfluss auf die Qualität der Teigwaren hat.


Der Geniesser

Diese Art ist mir ja besonders ans Herzen gewachsen. Schon bei der Menü Bestellung sind sie voll dabei, es kann durchaus vorkommen, dass sie mehr als eine Viertelstunde für eine Menü Wahl benötigen. Sie möchten wirklich sicher sein, auch das Beste Gourmet Angebot auszusuchen (meistens Züri Gschnätzletes zum Spartarif). Danach verbringen sie einige Zeit mit Tisch suchen, nur wo das Licht perfekt fällt und der Stuhl nach Feng Shui gerichtet ist, isst es sich nämlich gut. Wenn sie diese Hürden hinter sich gelassen haben, ordnen sie das Besteck noch nach Mekka und dann gehts los: jeder Bissen wird zelebriert und der Softtrink wird sichtlich genossen. So eine dekadentes Essen kann sich bis zu einer Stunde hinziehen, aber so ein Sparmenü isst man auch nicht schnell.


Der Networker

Eigentlich will er ja nicht essen, denn das ist reine Zeitverschwendung. Aber da das Mittagsessen nun mal eine Schweizer Tradition isst und von den Schweizer religiös eingehalten wird, bleibt ihm nicht anderes übrig als ein Mitläufer zu werden. Aber wenn er sich dann schon gezwungen fühlt zu solchen Konventionen, nützt er sie auch aus. So holt er sich ein kleines Sandwich und verbringt seine Zeit von einem Tisch zum anderen zu gehen und Konversation mit Mitarbeitern zu führen. So ist er auf den neusten Stand und kann sich als Kumpel geben. Dies überhebt die Kosten eines Sandwiches erheblich. Schliesslich weiss jeder, wer jemanden essen sehen hat ist schon so was wie ein enger Freund .


Der Einsame

Diese Person zu beobachten, ist schon fast schmerzhaft. Sie sitzt meistens alleine an einem grossen Tisch und hofft auf Gesellschaft und einem Gesprächspartner. Jedoch mit verstrichener Zeit und Homosapiens, die sich lieber an den Tisch nebendran sitzen, wird er immer wie kleiner und versinkt fast im Stuhl. Mit grossen Augen sieht er zu den Nachbarstischen und hofft wenigsten ein paar Gesprächsfetzen vom Schwätzer zu hören. Nach einer Stunde vergeblichen Wartens spricht er dann meistens eine Abräumerin an, welche ihm dann für fünf Minuten zuhört bis sie sich mit den Worten " Muss Abräumen" entschuldigt. Dies macht dann der Einsame auch indem er noch einem einen wehmütigen Blick in die Menge wirft und dann in Richtung nächster Laden geht um dort einen Gesprächspartner zu finden.


Der Single

Dieser Art hat auf seine Mutter gehört als sie sagte: Liebe geht durch den Magen. So ist er nun wnn immer möglich in Restaurants anzutreffen. Schliesslich ist das seine grösste Chance jemanden zu treffen. Was ist schon romantischer als Liebe auf den ersten Biss: Er ist seine Bratwurst und hat Bratensauce auf seinem Hemd, Sie ist einen Salat und ein Blatt zwischen den Zähnen. Ist Liebe nicht einfach toll. Es muss ja hier nicht erwähnt werden, das diese Art das Lokal immer allein verlässt.


Der Gueni / Starrer

Dieser Art gehöre ich an. Mittagessen ist uns eigentlich egal, wir sind der Meinung einmal pro Tag essen reicht völlig, alles Andere ist nur dekadent und verursacht fette Kinder. Aber wir haltenuns doch voller Freude in den Restaurants auf, da man wirklich nirgendwo besser seine Mitmenschen betrachten kann. das ist so zu sagen unsere Ernährung und Stärkung. Nach einer Stunde verlassen wir das Lokal voller Fröhlichkeit und gestärktem Selbstbewusstsein. Schliesslich hat es sich wieder einmal gezeigt, dass wir wahrscheinlich nicht ganz normal sind aber das es Homosapiens gibt die noch schlimmer dran sind als wir. Schön ist es auf der Welt zu sein....

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