Donnerstag, 27. August 2009

Anleitung zur Massenpanik - Effizientes Raumhandling

Wer kennt diese Situationen nicht:




  • Voller Zug/Tram/Bus (und Frau Müllers Tasche benötigt einen extra Sitz, das Kind von Herr Jakob gleich zwei und der nette Sitznachbar duscht aus persönlicher Überzeugung nicht)

  • Die ewige Schlange an der Migroskasse (der Herr vor mir scheint eine ganze Kompanie zu Verpflegen und die Dame an der Sitze kann sich den Code ihrer EC Karte nicht merken)

Solche Gelegenheiten erfordern eine kreative Platzbeschaffungslösung. Somit hier die Anleitung zu einem effizienten Raumhandling:



  1. Böse Schauen (das Kind von Herr Jakob wird sich weinend zurück ziehen auf einen anderen Platz und die Dame wird anstatt ihre EC Karte mit Bargeld zahlen)

  2. Laut Musik hören ( nervt jeder in Umkreis von einem Kilometer, somit wird der Platz im Zug nicht besetzt)

  3. Laut vor sich hin reden und das Wort Arschloch besonders laut betonen (da werden Plätze fluchtartig verlassen und der Kompanie Verpfleger steuert auch lieber eine andere Kasse an)

  4. Sich als Deutsche ausgeben und sich lauthals über etwas beklagen (da rennen die Schweizer)

  5. Knurren (es nützt keine Ahnung warum, wahrscheinlich sitzt der Kampfhund Schock noch tief)

  6. Laut über Sex reden (da drehen sich alle peinlich berüht weg, ein hoch auf prüde Mitgenossen)

  7. Laut Weinen und GROSSE Tränen produzieren (auch hier flüchten alle, denn Emotionen mögen die Eidgenossen auch nicht, und ausserdem kann Unglück anstecken sein)

  8. Wild um sich schlagen (Gewalt hiflt immer)

  9. Sich lauthals am Telefon über die eigene Verdauung unterhalten (da läuft was..)

  10. Eimal laut Husten und eine Maske hervornehmen (Schweinegrippe ist eine todsichere Sache wenns ums Raumhandling geht)

So ich wünsche viel Vergnügen und einen angebehmen Aufenthalt in einen leeren Abteil und einer leeren Kasse.





Donnerstag, 20. August 2009

MERCI

Ich verstehe wirklich nicht warum wir Schweizer immer soooo furchtbar anständig und nett sind. Wir bedanken uns mindestens 10 Mal täglich und lächeln tapfer wenn eine Dame mit Konfektionsgrösse Trippel X sich auf den Sitz neben uns im Tram quetscht. Sind wir einfach zu feige einmal nicht lieb zu sein oder haben wir angst, dass wenn wir einmal nicht dankbar sind Tokio Hotel in die Schweiz imigriert und Schlagerstar Michelle mitnimmt?



Bei mir scheint dieses Drohung zu wirken, gestern habe ich mich bei folgenden Situationen bedankt:



1. Restaurant



Wartezeit um zu bestellen: 15 Min

Servicepersonal: unfreundlich und überaus arrogant

Essen: kalt mit Fingerabdruck am Teller

Wartezeit um zu bezahlen: 15 Min

Ich: Demütiges Merci und 5 Franken Trinkgeld



2. Zug



Sitzplatz: überaus prekär, da einmal wieder viele Rentner sich vergnügt im Pendlerzug auf ihr ReisLI freuten

Suche: Aha da hat einer ein Sitzplatz mit seinem Aktenkoffer belegt, da wollen wir doch nett fragen ob da noch Platz ist

Erfolg: Der gute Herr nimmt mürrisch seinen Koffer zu sich

Ich: Demütiges und schuldbewusstes Merci, schliesslich habe ich gerade dem Koffer seinen Platz weg genommen.



3. Büro



Arbeitsplatz: Work-Sharing beinhaltet das Wort TEILEN, ein Wort das nicht jedem Mitarbeiter bekannt ist

Resultat: Das Dokument ist noch immer auf dem gleichen Stand, wie vor 2 Wochen als es der nette Kollege übernommen hat

Ich: Ein hochachtungvolles und demütiges Merci, denn nun darf ich mich richtig austoben und das Dokument innert 2 Stunden vervollständigen



4. Hotline einer Telefongesellschaft



Wartezeit: 20 Minuten

Problemlösung: Es tut uns leid aber wir können ihnen nicht weiterhelfen, melden sie sich in einem Shop (Wartezeit dort 30 min)

Ich: Demütiges Merci und eine Entschuldigung, dass ich mir überhaupt angemasst habe die Hotline zu wählen



5. Starbucks



Wartezeit: 10 Min (es gibt Personen, welche sich auch an der Kasse noch nicht sicher sind was sie wollen und dies lauthals mit ihren Mitpersonen besprechen und die arme Kassiererin stirbt und langweile währenddessen)

Bestellung: Frappuchino OHNE Whip Cream

Wartezeit: 10 Min (Der gute Barrista hat sämtliche Bestellungen vertauscht, Hut ab, das nenne ich Qualifikationen)

Resultat: Ein Frappuchino MIT WHIP Cream

Ich: Ein erfreutes Merci immerhin stimmt die Geschmackrichtung fast (Caramel ist ja nah bei Schokolade)





Naja mit 5 mal mich in aller Form entschuldigen bin ich ja eigentlich unter dem Durchschnitt Schweizer, somit besteht vielleicht doch noch Hoffnung für mich......oh nein vielleicht habe ich deutsche Wurzeln....

Donnerstag, 13. August 2009

Die Kunst des LI

Ok wie es scheint bin ich wie ein Kampfhund abgerichtet. Denn immer wenn ich jemand höre der das berühmte Li an ein Wort hängt, drehe ich durch, wirklich. Es sind Beweis Fotos vorhanden.....irgendwo. Ich meine, warum setzen wir Schweizer immer ein Li an den Schluss? In anderen Länder versucht man sich so kurz wie möglich zu halten und streicht Buchstaben, aber NEIN die Schweiz setzt ZUSÄTZLICHE ........ und warum???? Haben wir ein Minderwertigkeit Komplex und müssen unsere Wörter aufbauschen...



Liebe Schweizer ihr werdet eure Komplexe auch nicht überwinden wenn ihr alles verLIt. Ich weiss es tönt netter, und ich weiss wir möchten ja niemand zu nahe treten, darum verniedlichen wir alles mit einem LI. Aber sind wir mal ehrlich tönt das gut:




  • Ich habe hier ein kleines Reklamatiönli.... (Eine Reklamation ist eine Reklamation auch wenn sie auf Li endet, das macht die Sache nicht besser, wirklich nicht)




  • Ich möchte darüber noch ein Diskussiönli darüber führen (Bitte, wenn ihr euch dann schon anschreit dann verstehe ich nicht warum da noch ein LI dran muss)



Nein tut es nicht, das LI kann uns nun wirklich nicht von den harten Fakten retten...schliesslich ist ein Arschloch auch kein Arschlöchli.....



Wie auch immer, besonders spannend ist die Verkleinerung von schon kleinen Sachen. Was wollen wir damit bezwecken??? Sie gänzlich minimieren??? Hier die besten Li's:




  • Ach schau das Bebeli (ok es ist ein Kleinkind, was soll das Li noch, ist es etwa noch kleiner??? Dann wärs ein Hamster liebe Leute)



  • Nein es ist nur ein bitzeli zu klein (was soll den das sein, wie kleiner ist dieser Bitz??? Was ist ein Bitz überhaupt...oh Gott da könnte ich ja stundenlang darüber philosophieren)

Dieses Li verfolgt mich nun schon seit Jahren und ich verstehe es immer noch nicht. Naja wahrscheinlich ist es zu komplex, ach nein sorry ich wollte ein bitzeLI komplex sagen.


Hier noch die besten LI's:



  1. Reisli (nennt man das nicht Spaziergang)

  2. Velöli (mhh ein Dreirad?)

  3. Geschenkli (man disqualifiziert sich hier selber indem man zu gibt, dass das Geschenk mehr als nur klein und unwürdig ist)

  4. Bierli (hey es ist Alkohol, das kann man nicht verniedlichen, und übrigens ich denke das Bier hat nicht gerade Freude wenn man es so verunstaltet)

  5. Zügli (Der Zug besteht aus 10 Wagons und einer Lok, und hat kein Li verdient)

  6. Drecksäuli (in gewissen Kreisen auch Drecksau genannt)

  7. Sächeli (ist meistens eine grosse Sache und der LI Ausdruck soll über diese hinweg täuschen)

  8. Bäuchli (Bierranzen trifft es eher)

  9. Täschli (Die Tasche beinhaltete Platz für 2 Ordner und hat das LI nicht verdient)

  10. Kleidli (Über 5 Meter Stoff hat nichts mehr mit LI zutun)

So ich packe jetzt mal mein Köfferli für ein Reisli mit dem Flugzügli.








Donnerstag, 6. August 2009

Queuing - Die neue Sportart

Ok zugegeben die Sportart Queuing ist nicht gerade der runner (schliesslich praktiziert man sie auch stehend) bei den Schweizern. Das hat aber seinen Grund, schliesslich müssen wir ja auch selten anstehen, da wir ja bekanntlich anzahlmässig schrumpfen (und das nur weil unsere Frauen nicht 2 Kinder hinkriegen, wie unverschämt......). Somit ist Schlange stehen für uns eher eine seltene Angelegenheit, etwa so selten wie eine freundliche Verkäuferin im Denner.





Aber wir verpassen so eine unterhaltsame und lehrreiche Tätigkeit. Ob im Starbucks, im Tanztempel oder in der Migros - anstehen macht Spass. Wo sonst kann man den überaus anspruchsvollen Dialogen der Mitmenschen folgen und ohne schlechtes Gewissen andere anstarren. Genau diese Gründe veranlassen mich mit Freude jede Schlange zu betreten und Geduldig zu warten, zugegeben ich bin manchmal sogar ein bisschen enttäuscht wenn ich nicht an der Spitze angekommen bin und möchte mich am liebsten wieder hinten anstellen.....





Hier einmal meine Top Five beim Schlangenstehen:





1. Das Gespräch zwischen Tussi 1 und Tussi 2 in der Schlange Wankdorf Club



T1: Mhhhh ich denke ich habe meinen Mascara vergessen



T2: Nein ich kann ihn sehen



T1: Bist du sicher ich fühle ihn nicht



T2: Er ist doch schwarz nicht?



T1: Mhhh meinst du dunkel



T2: Nein schwarz



T1: Mhhhh so kann ich hier nicht rein



T2: Aber wir sind ja fast schon drin



T1: Was wird der DJ denken



T2: Ach es ist doch dunkel drin



T1: Mhh du meinst schwarz.....



Leider konnte ich dem Gespräch nicht mehr folgen da ich die Spitze der Schlange erreicht hatte...





2. Ehepaar Bünzli aus Eggiwil



Eine halbe Stunde anstehen im Kino Westside (warum man da anstehen muss ist mir heute noch ein Rätsel).



Er: Schaut sie schweigend an



Sie: Schaut weg



Er: Schaut weg



Sie: sieht ihn schweigend an



Er: Schaut weg



Dieses Schauspiel zieht sich über die halbe Stunde und mir wirds schlecht vor hin und her schauen. Der krönende Abschluss ist der gesprochenen Satz: "Wir sind dran."





3. Kurioser ET



Anstehen im Starbucks (die Idioten vorne können sich wieder einmal nicht entscheiden....Ihr Deppen: Im Starbucks bestellt man nicht von der Karte sondern WEISS was man will.)!



Die freundliche, männliche Person vor mir trägt Leggins in pink und darüber blaue Shorts, das ganze wird abgerundet mit einem grünen Rollkragenpullover und einer gelben Mütze. Bis heute bin ich mir nicht sicher ob A) dieses Outfit ein modisches Statement sein sollte B) er blind oder c) schwer gestört war.





4. Ein bisschen GAGA



Anstehen beim Lady GAGA Konzert in Zürich. Eine Familie steht vor mir. Der Vater in einem karierten Bauernhemd und die Mutter in ihrem Sonntagskleid, die zwei Töchter haben sich in einen kurzen Minirock und Trägershirts gestürzt. Ich denke mir: "Aha, nett! ein Familienausflug."



Er: Mhhh wann singt die Frau?



Sie: Das Konzert beginnt um 21.00



Er: Aha. Hoffentlich sind die Plätze gut



Sie: Ja, wie haben die wohl den Saal bestuhlt



Kind 1: Mutter man steht aber im Konzert



Sie: Ja aber doch nicht das Ganze



Kind 2: Die haben keine Stühle



Er und Sie: NEIN, aber du weisst doch das dein Vater nicht so lange stehen kann



Kind 1: Aber das Konzert dauert sicher nicht so lange



Sie: Das hat man uns aber auch nicht gesagt, das wir nicht sitzen können



Er: Wir können ja fragen ob sie uns einen Stuhl haben



Sie: Das ist eine gute Idee



Ich habe die Familie nicht mehr gesehen aber wahrscheinlich suchen sie noch immer eine Sitzplatzmöglichkeit.





5. Warten und Ordnen



In einer netten Schlange im Coop konnte ich meinen Vordermann in freier Laufbahn beobachten. Der gute Mann hat seine Einkäufe (und das waren nicht gerade wenig, so viel zu meiner Fähigkeit dort anzustehen wo es am längsten dauert) nach einem überaus komplexen System geordent. Ich muss zugeben, ich hatte eine Weile um herauszufinden, dass er seine Waren wirklich nach Alphabet in seinem Einkaufswagen ordnen.....WER MACHT SOWAS...Man war ich stolz als sah, dass er als er die Einkaufssachen auf das Band legte den H falsch eingereiht hatte......Völliger Idiot



Wie schon gesagt, Schlange stehen ist Spass, Spannung und immer für eine Überraschung gut. Also beim nächsten mal sich nicht grämen sondern das Erlebnis in vollen Zügen geniessen.