Dienstag, 1. Dezember 2009

Klophilsophie

Mit voller Blase renne ich richtung Bahnhof, man will schliesslich pünktlich sein und nicht zwingend als Trittbrettfahrer (oder auf dem Puffer - "Hallo Beni!!") nach Luzern reisen. Die ersten zwei Toiletten im Zug sind natürlich besetzt und zwar so lange, dass es sich entweder um einen Greis mit Prostatabeschwerden im Gespräch mit seinem Lümmel "Chumm, no es Tröpfli u no eis.." oder um eine alleinerziehende Mami handeln kann, die ihren Balg erfolglos dazu bewegen will, nach dem Pipi machen die Hände zu waschen "Weisch, wenn du dini Händ nid tuesch wäsche, dänn haltet de Lokifüehrer a und fahrt nöd wiiter!".






Ich kämpfe mich in die Wagen der 1. Klasse vor und treffe auf zwei geschlossene Klos:



"Ausser Betrieb"






Im Flora in Luzern renne ich auf direktem Weg zur Toilette, während mir die nette Servierdüse "Sie wüssed aber, dass Sie do nur uf d'Toilette dörfed wänn sie au öppis konsumiered?" hinterher ruft und der Chef de Service dies mit einem "Mir sind dänn keis öffentlichs Klo!!" komplettiert.






Als wäre das nicht bereits zuviel des Guten, steht in der Toilette vor dem Spiegel ein singender Latinoarsch mit Haarbürste und Wimpernzange bewaffnet. Auf der Kloschüssel sitzend unterlasse ich den erlösenden Seufzer. Normalerweise bemühe ich mich, meine Blase so geräuschlos wie möglich zu entleeren, aber da die Dame vor dem Spiegel aus voller Kehle die Hits von Ricky Martin zum Besten gibt und dabei keinen Ton trifft, ist dies nicht nötig. Selbst beim Hände waschen macht die Lady keine Anstalten, ihren Gesang zu unterbrechen. Ich überlasse sie ihrem Schicksal, schliesslich wartet an der Bar Bier (wichtig) und Mann (auch wichtig, der hats schliesslich bestellt) auf mich.


Seither frage ich mich: Wie gestaltet frau sich der Aufenthalt auf dem öffentlichen Klo so angenehm wie möglich?


01. Ich begrüsse alle in der Warteschlange und erkundige mich nach der Dringlichkeit.


02. Ich bin endlich an der Reihe und spiele hinter verschlossener Klotür noch vier Runden Solitär auf meinem Handy (schliesslich musste ich auch Ewigkeiten warten).


03. Ich weigere mich die freie Kabine zu betreten und will wissen, welche alte Kuh diesen Leichenduft gemischt mit Füdlisalbe verströmt hat!


04. Im dichtesten Gedränge fange ich an Lidstrich, Lippenstift und den neu erstandenen Lidschatten aufzutragen (nicht jeder hat einen Balg zum Wickeln dabei).


05. Die Dame die endlich eine Kabine frei gibt sanft drauf aufmerksam machen, dass sie gefälligst die Bremsspur entfernen soll.


06. Ich teile Kruxe auf dem Klo sitzend per Telefon mit, dass ich der von einem aufs andere Bein tänzelnden hochschwangeren Bergente keinen Vortritt gelassen habe (so viel zu TMI).

07. Um Zeit zu gewinnen schichte ich Blatt für Blatt aufeinander und zwar auf den Millimeter genau.


08. Zum Glück ist meine Tasche gross genug um die verbleibenden zwei Klopapierrollen einzupacken. Schliesslich herrscht Finanzkrise!!


09. Ich verwandle mit meinem Fläschli Rivella die Hygienezone in eine Nasszone. Sauberkeit ist wichtig.


10. Um meiner Nachfolgerin eine Freude zu machen, verziere ich die Klobrille mit hübsch geknoteten Hygienebeutel.









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